Pressebericht: Über 300 proben Ernstfall

zurück - IuK Gruppe
  Isenhagener Kreisblatt  



Ausgabe: Isenhagener Kreisblatt  Datum: 21.10.2012

Über 300 proben Ernstfall

Großangelegte Übung der Gifhorner Kreisfeuerwehr mit sechs Szenarien

bb/oll/gz Landkreis Gifhorn. Kreisbrandmeister Willi Aldinger war mittags bei der Abschlussbesprechung in Gifhorn durchaus zufrieden: „Das Material wurde bis an die Grenzen getestet. Einiges hat nicht funktioniert, aber dafür sind Übungen ja da.” Zuvor hatten am Samstagvormittag 326 Feuerwehrleute aus dem Landkreis bei insgesamt sechs Gefahrenlagen den Ernstfall geprobt.

„Die Leute waren motiviert”, freute sich Bereitschaftsführer Karl-Heinz Krüger. Wehren aus dem Nordkreis arbeiteten im Südkreis und umgekehrt. Der Funkverkehr mit den Einsatzbefehlen lief über die IuK-Gruppe (Information und Kommunikation) unter Leitung von Rolf Feldmann. Ausgearbeitet wurden die Szenarien von den Zug- und Bereitschaftsführern.

So hatte der Wesendorfer Gemeindebrandmeister Torsten Winter die Lage auf der Wesendorfer Mülldeponie entworfen: Aus einem Behälter sei unbekannte Flüssigkeit ausgelaufen, hieß es.

Deponieleiter Erich Brehmer zeigte dem Einsatzleiter Michael Sohr aus sicherer Entfernung den bereits abgesperrten „Gefahrenbereich”. Der Fachzug Chemieunfall aus Gifhorn baute Dusche und Zelt zum Umkleiden auf. Zeitgleich machten sich zwei Trupps mit Vollschutzkleidung bereit. Ein Trupp musste den Behälter zu überprüfen, der andere stand in Bereitschaft. Ein Chemielabor wurde aufgebaut und Teststreifen an den Trupp ausgegeben.

Eine Übung in technischer Hilfeleistung lief unterdessen im Gewerbegebiet Isenbüttel ab − mit zwei stark beschädigen Autos. Fahrzeugtüren waren verklemmt, Betonplatten lagen auf den Autos und auf Personen. Im Einsatz: der Fachzug Wittingen − Knesebeck unter Leitung von Adrian Krücke. Die Feuerwehrleute mussten einen auf der Seite liegenden Pkw vor dem Umfallen sichern und dann das Dach abtrennen, um die „Personen” zu retten. Keine Rettung sah die Lage mehr für zwei „Opfer” vor, die unter Betonplatten lagen. Seite 3

Feuerwehrleute suchen am Samstagvormittag auf dem Truppenübungsplatz bei Lessien nach „Vermissten”. Foto: © Zogbaum

 

Nordkreisler im Süden, Südkreisler im Norden: Personenrettung stand in Isenbüttel (l.) und auf dem Lessiener Übungsplatz im Fokus. Fotos: Behrens (2), Ollech (2), Zogbaum
Nordkreisler im Süden, Südkreisler im Norden: Personenrettung stand in Isenbüttel (l.) und auf dem Lessiener Übungsplatz im Fokus. Fotos: Behrens (2), Ollech (2), Zogbaum

Erkenntnisse für Zusammenarbeit

Feuerwehrkräfte im Landkreis tauschen bei groß angelegter Übung die „Seiten”

Von Bernd Behrens,
Hans-Jürgen Ollech
und Günter Zogbaum

Landkreis Gifhorn.Während auf der Wesendorfer Deponie am Samstagvormittag ein Chemie-Unfall geprobt wurde, rollten zeitgleich Fahrzeuge des Fachzuges „Technische Hilfeleistung” der Kreisfeuerwehrbereitschaft Gifhorn-Süd auf den Truppenübungsplatz Ehra-Lessien. Kurt-Rolf Leichsenring, Zugführer des technischen Zuges Nord, hatte für sie eine anspruchsvolle Aufgabe vorbereitet: Nach einer Explosion mit „Gebäudetotalschaden”, so die Lage, galten drei Personen als vermisst. Es sei davon auszugehen, dass sie, möglicherweise schwer verletzt, in den Trümmern verschüttet sind, hieß es.

Das Szenario auf dem Bundeswehr- Areal war eine von einem halben Dutzend Gefahrenlagen, die am Samstag mehr als 300 Einsatzkräfte aus dem Landkreis Gifhorn in Atem hielten. Die Feuerwehrleute aus dem Südkreis mussten auf dem Truppenübungsplatz in einem chaotischen Gewirr von Betonteilen nach den lebensgroßen Puppen suchen − und hatten nach kurzer Zeit den ersten Erfolg. Diese Puppe hatte jedoch keinen Kopf mehr, darum wurde ihre Bergung zugunsten der Rettung Verletzter zurückgestellt. Wenig später ein zweiter Fund, eine „verletzte Person”, in einem Hohlraum unter tonnenschweren Betonplatten eingeklemmt. Die Suche nach dem dritten Verletzten war noch schwieriger und führte in einen Schacht, der zunächst nicht erkennbar gewesen war. Bei der Bergung kam ein Hebekissen zum Einsatz. Der Einsatztrupp musste mit äußerster Sorgfalt vorgehen, um nicht die labilen Betonplatten aus dem Gleichgewicht zu bringen.

Sinn des Szenarios: Die Einsatzkräfte, mit einer völlig unvorhergesehenen Lage konfrontiert, sollten den optimalen Einsatz ihrer technischen Ausrüstung üben. Leichsenring wollte nach dem erfolgreichen Ende der Übung keine Bewertung abgeben, denn er sei „kein Schiedsrichter”. Noch während der die Aktionen beobachtete, hatte er allerdings durchblicken lassen: „Das sieht doch schon ganz professionell aus.”

Brennpunkt Wesendorf: das mobile Chemielabor im Einsatz.

Während in Lessien nach „Verschütteten” gesucht wurde, galt es bei Wahrenholz, einen vermeintlichen Waldbrand zu bekämpfen. In der „Kahlen Heide”, rund vier Kilometer südlich des Ortes, waren Fachzüge aus dem Südkreis mit insgesamt 90 Feuerwehrleuten und 17 Fahrzeugen im Einsatz. Einsatzleiter war der Zugführer des Wassertransportzuges, Matthias Köhler aus Meine.

Gegen 10 Uhr waren drei Wasserentnahmestellen an Brunnen beziehungsweise an der Ise eingerichtet. Nun musste die Verbindung zwischen den Einsatzkräften vor Ort und der Einsatzleitstelle gehalten werden − genauso wie der Wasserdruck für die Angriffstrupps vorn am Brandherd.

Eine weitere Üung war ein Waldbrand bei Gifhorn am Maykampsee. Der Wasserförderzug aus Brome musste zur Versorgung zwei B-Leitungen über eine Strecke von 1300 Meter legen zur Versorgung.

Besonderheit an einigen Einsatzorten: Eine Drohne überwachte das Geschehen aus der Luft, die Kamerabilder sollten für die Auswertung genutzt werden. Dabei handelte es sich um ein privates Gerät von Sascha Birr, das in bis zu 3000 Metern Höhe eingesetzt werden kann. „Das ist eine völlig neue Erfahrung, die wir bei dieser Übung sammeln wollen”, erläuterte Kreisfeuerwehr-Pressesprecher Tobias Nadjib − und schloss den Einsatz einer solchen Drohne auch für die Zukunft aus.

Für den Wahrenholzer Ortsbrandmeister und Mitinitiator der Übung, Horst Germer jun., war am Ende das Übungsziel erreicht: „Die Übung ist so angelegt worden, dass die räumlichen Einsatzgebiete mal gewechselt wurden und die Südbereitschaften in den Norden und die Nordbereitschaften in den Süden verlegen mussten, um auch daraus neue Erkenntnisse der Zusammenarbeit, der Einsatzbereitschaft und der Leistungsbereitschaft zu gewinnen. Gerade wir im Norden haben in solchen Szenarien stets lange Strecken zu überwinden, um Wasser an die Brandherde heranzuführen.” Für alle eingesetzten Kräfte gab es zum Abschluss ein warmes Essen.

Brennpunkt Wahrenholz: Daniel Kahn (vorn) und Marcel Calberlah halten im Einsatzleitwagen die Verbindung.

Einsatz in der „Kahlen Heide”: Bei Wahrenholz galt es, einen imaginären Waldbrand unter Kontrolle zu bringen.


© Isenhagener Kreisblatt Montag, 21.10.2013

zurück - IuK Gruppe


©RFSHO 2001 − 2013