Forst- und Feuerwehrmänner gehen täglich in die Luft 09.08.1995

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Ausgabe: Aller-Zeitung   Datum: 09.08.1995

In Peine-Eddesse startet derzeit eine Cessna 182 mittags und abends zur Überwachung der Felder und Wälder

Foto: Frank Liebetanz
Kurz vor dem Start: Die drei Männer des gestrigen Feuerwehr-Flugdiensts machen sich bereit
für den großen Rundflug, auf dem sie Feuer an die örtlichen Leitstelien meiden und Einsätze unterstützen.
Foto: Frank Liebetanz

Forst- und Feuerwehrmänner gehen täglich in die Luft

(fz). Erhöhte Einsatzbereitschaft fordert die trockene Hitze von den Feuerwehren. Seit dem 1. August setzt die Bezirksregierung Braunschweig zudem wieder den Feuerwehr-Flugdienst zur Früherkennung von Waldbränden ein. Aufgabe der jeweils dreiköpfigen Crews: Feuer an die örtlichen Leitstellen melden, den Wehren aus der Luft den Weg zum Brand weisen und den Einsatz unterstützen. In den vergangenen Tagen war dies bereits 28mal nötig.

Drei Männer in orangefarbenen Kombinationen treffen sich vor dem Tower des Flugplatzes Peine-Eddesse. Rolf Feldmann aus Schönewörde, Heiko Gropp und Jochen Pischel wollen mit einer Cessna 182 in die Luft gehen, um Brände möglichst früh zu bemerken. Die Crew dreht mittags und abends etwa eineinhalbstündige Runden über den Landkreis Gifhorn, Wolfsburg, Eschede, Celle und zurück.

Drei Maschinen hat der niedersächsische Feuerwehr-Flugdienst: je eine Cessna 182 stehen auf den Flugplätzen in Eddesse und Lüneburg, eine Cessna 172 in Nienburg/Weser. In Eddesse teilen sich acht Piloten, 17 Flug- und 16 Forstbeobachter den Dienst. „Wir verstehen uns als eine Mannschaft”, sagt Feldmann, der zugleich Ortsbrandmeister Schönewördes ist.

Nach dem Mittagessen meldet sich das jeweilige Team, das aus wechselnden Mitgliedern besteht, beim Tower an. In Überwachungshöhe von 2000 Fuß fliegt es ab der Waldbrandgefahrenlage Stufe vier eine große Standardrunde, um Waldflächen vor Bränden zu schützen. Diese Stufe wird nach einer langen Trockenperiode und geringer Luftfeuchtigkeit ausgelöst.

Feldmann ist als ehrenamtliche Kraft in der vergangenen Woche dreimal in die Luft gegangen. „Bis Montag wird wohl bei dieser Wetterlage der Flugdienst beansprucht werden”, sagt der 43jährige Computerfachmann. Ein großer Regen reiche jedenfalls nicht aus, um die Waldbrandgefahrzu bannen.

Ausgelöst werden die Feuer von landwirtschaftlichen Maschinen, die Schäden an den Lagern hätten, von Rundballenpressen − „Die brennen auch ziemlich leicht” − oder von Steinen, die im Häckselwerk mancher Mähdrescher Funken schlügen. Auch unachtsam weggeworfene Zigarettenkippen oder zurückgelassene Grillkohle könnten zum Brand führen, berichtet Feldmann. Der Feuerwehrmann appelliert deshalb dringend an alle Bürger, in der Natur äußerste Obacht walten zu lassen. Auch „Lagerheißläufe bei der Bundesbahn” seien schon Brandursache gewesen. Manchmal allerdings seien die Brandursachen „unerklärlich”, so Feldmann. Der Feuerwehr-Flugdienst spare im Ernstfall „eine Menge Einsatzzeit", rette Wald?ächen und verdiene durch die Früherkennung Geld.

Heiko Gropp, der als Vertreter der Landesforstverwaltung die Flüge als Dienstzeit angerechnet bekommt, verweist auf andere Aspekte: „Nicht nur Holz, intakte Ökosysteme und Tierlebensräume, der Wasserspeicher und Sauerstoffproduzent Wald können über Jahre hinweg verloren sein. Von der Erholungsfunktion des Grüns ganz zu schweigen.” Deshalb sind die Flüge wichtig. Die drei Männer steigen in die Cessna D~ECJ G und warten auf das O.k. aus dem Tower.

09.08.1995 / AZ

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