Große Länderübergreifende Feuerwehreinsatzübung im Landkreis Celle
Celle/Scheuen: Am Samstag, den 24. April, fand auf dem Gelände der ehemaligen Freiherr-von-Fritsch Kaserne im Celler Ortsteil Scheuen eine länderübergreifende Feuerwehreinsatzübung mit Kräften aus den Landkreisen Celle, Oder/Spree (Brandenburg) und Slubice (Polen) statt.
Diese Übung wurde im Rahmen der Veranstaltungen zum 125−jährigen Bestehen des Landkreises Celle durchgeführt.
Den Landkreis Celle und den Landkreis Oder/Spree (LOS) verbindet seit fast 20 Jahren eine Partnerschaft, die u. a. durch die Kreisfeuerwehren, gepflegt wird.
Die Brandschutzeinheit LOS war bereits zwei Mal (2002 und 2006) zu Übungen Gast im Landkreis Celle und die Kreisfeuerwehrbereitschaft Celle drei Mal im LOS, sowie einmal im polnischen Rzebin. Der Landkreis Oder/Spree unterhält eine Freundschaft zum polnischen Landkreis Slubice. Der Landkreis Celle hat in der Zusammenarbeit der Feuerwehren diese Freundschaft mit aufgegriffen und daher arbeiten Feuerwehrleute aller drei Landkreise bei Übungen zusammen.
Die Feuerwehrleute aus Brandenburg und Slubice trafen am Freitag, dem 23. April, im Landkreis Celle ein übernachteten in der Sporthalle in Ovelgönne. Die Führungskräfte der drei Landkreisfeuerwehren trafen sich am Freitagabend auf Lüßmann’s Hof in Hambühren zu einem Arbeitsessen.
Bei der Übung am Samstag mussten die eingesetzten Feuerwehrleute insgesamt vier Übungslagen abarbeiten.
Die erste Lage, ein Bahnunfall: Ein mit Munition beladener Güterzug wurde wegen eines Defekt an der Bremse auf dem Bundeswehrgelände abgestellt. Ein mit zwei Kesselwagen mit gefährlichen Stoffen (Ammoniak und Propangas) beladener Zug stand ebenfalls auf einem Nebengleis auf dem Gelände. Der Güterzug geriet umgehend in Brand und das Feuer drohte auf die Kesselwagen überzuspringen. Feuerwehrkräfte aus Polen fingen sofort mit der Brandbekämpfung und Menschenrettung an. Durch die Hitzestrahlung entwich das Ammoniak aus einem der Kesselwagen. Hier müssen die Feuerwehrleute aus dem Landkreis Oder/Spree, mit der Unterstützung des Chemie- und Strahlenschutzzuges der Stadtfeuerwehr Celle, die Gefahrgutlage abarbeiten. Die beiden Chemie- und Strahlenschutzzüge bauten eine Dekontaminationsstelle auf, stellten benötigtes Material bereit und gingen unter Chemieschutzanzügen zur Menschenrettung und zum Abdichten des Kesselwagens vor.
Dadurch dass sich die Lage auf einem Gleisanschluss befand, unterstützte die Bundespolizei die Arbeit der Feuerwehrleute mit einem Fachberater und einer regelmäßigen überwachung mit einem Hubschrauber aus der Luft.
Die zweite Lage, eine Verpuffung im Kesselhaus: Bei Bauarbeiten im Kesselhaus der ehemaligen Bundeswehrkaserne, kam es zu einer Verpuffung im Erd-, sowie im Dachgeschoss. Diverse Bauarbeiter und Mitarbeiter wurden hierbei zum Teil schwer verletzt. Es war nicht bekannt, wie viele verletzte oder verschütte Personen dort zu beklagen waren. Hier wurden Feuerwehrleute aus den Landkreisen Oder/Spree und Celle durch den Einsatzleiter eigesetzt. Insgesamt gingen fünf Trupps unter Atemschutz in das weitläufige Kesselhaus vor um die vermissten Personen zu retten und das Feuer zu bekämpfen. Dadurch dass das Gebäude vollständig verraucht war und es immer wieder kleinere und größere Detonationen gab, mussten die eingesetzten Feuerwehrleute mit besonderer Vorsicht vorgehen.
Die dritte Lage, ein Verkehrsunfall (ManV) mit einem Linienbus und mehreren PKW`s: Nach einem Verkehrsunfall mit einem Linienbus und diversen Autos, waren ca. 60 verletzte Personen, die teilweise in ihren Autos eingeklemmt waren, zu retten. Einige der PKW´s waren in Brand geraten und stellten eine erhöhte Gefahr für die Einsatzkräfte dar. Hier fingen sofort nach dem Einsatzbefehl polnische Feuerwehrleute und Einsatzkräfte aus dem LOS mit der Menschenrettung und Brandbekämpfung an. Teilweise waren die Fahrzeuginsassen nur mit hydraulischen Geräten zu befreien.
4. Lage Waldbrand: Durch eine Gruppe von Spaziergänger wurde ein Feuer im nördlichen Waldgebiet am Kasernengelände gesichtet. Dieses Feuer konnte erst nach über 30 Minuten der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle gemeldet werden, da die Handynetze durch die anderen Einsatzlagen total überlastet waren. Die Gruppe musste erst zum nächsten Ort gelangen um von dort den Brand zu melden. Da nur ungenaue Angaben zum Einsatzort gemacht werden konnten, setzte die FEL/RLS den Feuerwehr-Flugdienst ein, der im Bereich einen Überwachungsflug durchführte. Einheiten aller drei Landkreise arbeiteten diese Übungslage unter Vornahme einiger C-Rohre ab.
Die gesamten Übungslagen wurden hauptverantwortlich durch den Leiter der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises Celle, Holger Schmidt, ausgearbeitet und für die Spezialeffekte trugen Einsatzkräfte des Sondereinsatzkommandos des Landespolizei Niedersachsen die Verantwortung. Zusätzlich zur Bundespolizei wurde diese Übung im Luftraum mit einem Hubschrauber der Landespolizei abgesichert und der Rettungshubschrauber "Christoph Niedersachsen" flog schwer verletzte Personen in Kliniken. Landrat Klaus Wiswe bedankte sich u. a. bei den Hubschrauberbesatzungen für die hervorragende Unterstützung bei dieser Übung.
Insgesamt waren fast 400 Einsatzkräfte mit 53 Fahrzeugen aus den Landkreisen Oder/Spree, Slubice und Celle an dieser großen, länderübergreifenden Übung beteiligt.
In den späten Vormittagstunden am Sonntag, den 25. April, fuhr der Tross der Gasteinheiten aus dem LOS und Slubice wieder in Richtung Heimat.
Ein Güterzug ist heiß gelaufen und fing Feuer und mehrere Explosionen waren die Folge des Brandes.
Nach den Explosionen gingen sofort Feuerwehrleute aus dem polnischen Landkreis Slubice zur Menschenrettung und Brandbekämpfung vor.
In einem Kesselhaus kam es bei Bauarbeiten zu mehreren Explosionen und Erschütterungen. Hierbei verletzten sich einige Mitarbeiter und Bauarbeiter und mussten durch die eingesetzten Feuerwehrleute aus Brandenburg und Niedersachsen gerettet werden.
Ein Verkehrsunfall mit mehreren Autos und einem Linienbus hatte eine anspruchsvolle Lage für die Feuerwehrleute zur Folge. Hier wurde gerade eine massive Brandbekämpfung durchgeführt.
Aus dem verunfallten Linienbus muss ca. 50 Personen gerettet und bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes betreut werden.
Im nördlich vom Kasernengelände liegenden Waldstück mussten die Feuerwehreinsatzkräfte einen großen Waldbrand mit einem massiven Löschangriff bekämpfen.
Kreisbrandmeister Dirk Heindorff (links) und Holger Schmidt, Leiter der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle des Landkreises Celle, bei der Übungseinweisung für die anwesenden Gäste und Pressevertreter.
©Text und Fotos: Olaf Rebmann, Kreispressewart KFV Celle e.V.
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